in diesem licht

Gedichte
Rimbaud Verlag

ISBN 3-89086-691-3
15,- €

 

 

 

 

 

 

Pressestimmen:

"In seinem neuen Gedichtband macht sich Christoph Leisten auf die Suche nach
angespülten Wörtern, die in seiner Hand ausschlagen können, wenn sie auf den
Aderlauf ins poetisch Mehrdeutige treffen. (...) Das Licht dieser Texte sind die
Reflexe von Spiegelungen, ein hell-dunkles Zwielicht auch, das seismographisch
Verwandlungen anzeigt."
Angelika Overath, Neue Zürcher Zeitung

"Leisten wird zum lyrischen Botschafter zwischen verschiedenen Kulturkreisen."
Anton G. Leitner, "Das Gedicht", Nr. 12 2004/2005

"Die Sprache seiner Gedichte ist Sprache im Ausnahmezustand. (...) Der
Gedichtband zeigt dem Leser ein neues Talent in der deutschsprachigen
Lyriklandschaft, das wohltuend hervorragt aus dem meist mittelmäßigen Aufgebot
und Angebot von Gegenwartslyrikern."
Dieter P. Meier-Lenz, "die horen", Nr. 216 / 2004

"Äußerst vielschichtige Lyrik: Religiöses mischt sich mit Politischem,
Philosophisches mit Erotischem, bildende Kunst mit Ökologie, raffiniert verdichtet
zu anregenden Sprachlandschaften. Das ist hintergründige, nachdenkliche Lyrik,
mit Widerhaken, die auch innehalten lässt. Und: eine sehr zeitkritische Dichtung,
die ganz stark historisch verankert ist."
Eduard Hoffmann, Belgischer Rundfunk

"Das Buch gehört zu den interessantesten Neuerscheinungen des Jahres 2003."
Theo Breuer, "Faltblatt 10"


Auszüge:

BEIM AUFWACHEN verklingen
die bilder aus dem trailer eines films

zwischen nacht und geheutetem tag,
erinnerungen in der möglichkeitsform

und eine sichtblende im gehör zwischen
der letzten einstellung und dem verstummen

deines traums. licht zwitschert die schwalben
hervor, in deinen vorstellungen notieren sie jetzt

gerade den himmel, von dem du immer noch nichts weißt.

© Rimbaud Verlag


DER SOMMER: ein verwirrtes tier,
das nachts in unsere träume bellt.
beim frühstück buchstabieren wir uns
nachrichten, in fremden sprachen,
die fortgesetzt aus einem guss
zitieren. besser, hier hält man sich
an die horoskope. draußen blendet
die sonne mit ihrer behauptung,
dass alles noch beim alten sei.
die hunde hecheln sich stumm.

© Rimbaud Verlag


pantheon

überm stein stanzt diese hemisphäre
einen himmel aus blau. klarer

schnitt ins licht, woher noch andres
zu erwarten wäre als dieser

lichteinfall eines antiken gedanken-
gebäudes, in das der schritt

der besucher sich einspielt für
einen moment. draußen hingegen

sind die verhältnisse maßlos
geworden, und erst gassen

weiter fällt dein blick auf
die zeitung am tresen, die

blass unter neon die katastrophe
kündigt vom gestrigen tag.

© Rimbaud Verlag


souk

zum zenit ist der tag
eine wüste: angelegenheit
für die fugen aus licht,
in denen wir staubkörner

tanzen sehen. die sinne
verschwimmen, synästhetische
blicke aus büchern, deren deutungen
pendeln im takt der rezeptoren. eingeschrieben

den seiten der stadt, bist du hurenkind
und schusterjunge, staub einer atlas-
bindung, der von den postkarten fällt.

© Rimbaud Verlag


herkunft

die ziffer der kuppeln,
eine chemische fanfare
aus lila und jasminen:

der talisman, dessen intarsien
chiffon und ebenholz
matt in die masken massieren:

ein magazin der monsune,
in deren gala lauten
unter baldachinen havarieren:

die almanache, die für die algebra
limonen, kismet und karaffen riskieren.

© Rimbaud Verlag